Was ist HD ?
Die Hüftsgelenksdysplasie
Die Hüftgelenksdysplasie (HD) des Hundes stellt eine der häufigsten Krankheit des Bewegungsapparates bei mittelgroßen bis großen Hunderassen dar.
Unter Hüftgelenksdysplasie (HD) versteht man eine Fehlbildung der Hüftgelenke. Die beiden gelenksbildenden Knochen, die Gelenkspfanne und der Oberschenkelkopf passen nicht korrekt aufeinander. Die Fehlbildung tritt in der Regel beidseitig auf und kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein.
Symptome (Krankheitsanzeichen):
Junge Hunde mit ausgeprägter HD zeigen v.a. Schmerzen als Folge der unüblich starken Lockerheit der Hüftgelenke. Bei älteren Hunden überwiegen die Schmerzen als Folge der Abnutzung (Arthrose) der Hüftgelenke. Bei leichteren Formen der HD können Krankheitshinweise fehlen, solange der Hund nicht stark beansprucht wird.
Auch zwischen den einzelnen Hunden bestehen Unterschiede in der Schmerzempfindung: Während der eine Hund mit leichter HD bereits hinkt, hat der andere Hund mit fortgeschrittener Arthrose eine spezielle Bewegungstechnik entwickelt, um Schmerzen zu vermeiden, so dass der Besitzer von der Behinderung möglicherweise gar nichts bemerkt.
Was ist die Ursache für HD?
Die Entwicklung der Hüftgelenke wird maßgeblich durch zwei Komponenten beeinflusst: 1. durch die Erbanlage und 2. durch die Ernaehrung und Haltung des Hundes.
Ernaehrung:
Bei einem Hund mit Veranlagung zu HD ist es möglich, durch eine kalorienmassig zurückhaltende und ausgewogene Fütterung das Ausmaß der Krankheit zu mildern. Es ist erwiesen, dass Hunde, die langsam wachsen, weniger schwer an HD erkranken als ihre schneller wachsenden und damit schwereren Wurfgeschwister. Besonders wichtig ist dabei, im Futter ein Überangebot von Kalzium (Futterkalk) zu vermeiden. Deshalb sollte bei Verwendung eines Vollwertfutters darauf geachtet werden, dass das Verhältnis von Kalzium zu Phosphor etwa 1:1 ist.
Erbanlage
Die HD ist ein genetisch bedingtes Leiden. Welche Gene eine Rolle spielen, ist bis heute nicht geklärt. Erwiesen ist hingegen, dass sich HD häufig in Form einer übermäßigen Lockerheit oder Instabilität des Hüftgelenkes zeigt, welche die Entwicklung von Arthrose begünstigt. Anders als bei bestimmten Körpermerkmalen und auch bestimmten Erbkrankheiten (u.a. Stoffwechselerkrankungen) ist nicht ein einzelnes Gen verantwortlich. Vielmehr wird die Anlage zur Ausbildung einer HD von verschiedenen Genen beeinflusst, man nennt diese Art der Vererbung auch polygenetisch (poly=viel). Dies ist auch mit ein Grund dafür, dass es bei der HD kein „Alles-oder-Nichts-Prinzip“, sondern alle nur denkbaren Abstufungen an Schweregraden gibt.
Wie wird die Diagnose HD gestellt?
Der Tierarzt kann durch eine bestimmte Manipulation ein Schnapp-Geräusch des Gelenkes provozieren, das typisch für eine HD ist. Eine sichere Diagnose allerdings kann erst durch Röntgenaufnahmen gestellt werden.
Die Diagnose HD lässt sich anhand von Röntgenaufnahmen des Hüftgelenks stellen (Abbildungen 1 und 2). Sichtbare Veränderungen können an der Gelenkspfanne, am Oberschenkelkopf oder an beiden Knochen auftreten. Bei jungen Hunden ist gelegentlich nur ein auffällig lockeres Hüftgelenk zu beobachten, bei dem der Oberschenkelkopf nicht korrekt in der Gelenkspfanne liegt.
Aufgrund der Veränderungen auf dem Röntgenbild werden fünf Schweregrade von HD unterschieden.
A = HD-frei,
In jeder Hinsicht unauffällige Gelenke, Norberg-Winkel 105° oder mehr. Manchmal noch A1 wenn der Pfannenrand den Oberschenkelknochen noch weiter umgreift.
B = Übergangsform,
Schenkelkopf oder Pfannendach sind leicht ungleichmäßig und der Norberg-Winkel beträgt 105° (oder mehr), oder Norberg-Winkel kleiner als 105° aber gleichförmiger Schenkelkopf und Pfannendach.
C = leichtgradige HD,
Oberschenkelkopf und Gelenkpfanne sind ungleichmäßig, Norberg-Winkel 100° oder kleiner. Eventuell leichte arthritische Veränderungen.
D = mittelgradige HD,
Oberschenkelkopf und Gelenkpfanne sind deutlich ungleichmäßig mit Teilverrenkungen. Norberg-Winkel größer 90°. Es kommt zu arthrotischen Veränderungen und/oder Veränderungen des Pfannenrandes.
E = hochgradige HD
Auffällige Veränderungen an den Hüftgelenken (beispielsweise Teilverrenkungen), Norberg-Winkel unter 90°, der Pfannenrand ist deutlich abgeflacht. Es kommt zu verschiedenen arthrotischen Veränderungen.
Auf dem Bild : Hochgradige HD
Röntgenaufnahme einer HD beim Hund. Der Femurkopf ist bereits subluxiert, das Acetabulum(Hüftgelenkspfanne) umgreift ihn nicht mehr (rote Pfeile). Die Femurköpfe zeigen bereits Abweichungen von der Halbkugelform (gelbe Pfeile); rechts im Bild sind deutliche arthritische Veränderungen des Femurkopfes erkennbar.
Ein wesentliches Auswertungskriterium ist derNorberg-Winkel. Er ist als der Winkel definiert, der zwischen dem Zentrum des Oberschenkelkopfes und dem vorderen Pfannenrand abgetragen wird (siehe Abbildung). Bei einem HD-freien Tier sollte er mehr als 105° betragen (rote Linien). Weitere Kriterien zur Beurteilung sind die Kongruenz von Oberschenkelkopf und Gelenkpfanne, die Weite des Gelenkspaltes, die Pfannenkontur, die Kontur des Oberschenkelkopfes sowie das Vorhandensein von Hinweisen auf arthrotische Prozesse wie walzenförmige Verdickungen des Oberschenkelhalses, Randwülste an der Gelenkpfanne, unter dem Knorpel befindliche Verdichtungen der Knochensubstanz im Pfannenbereich und die Einlagerung von Knochenmaterial am Ansatz der Gelenkkapsel (Morgan-Linie).Die roten Schenkel geben den minimalen Grenzwert für HD-Freiheit, die gelben Schenkel den tatsächlichen Winkel an. Die züchterische Auswertung von HD-Aufnahmen ist nur durch von den Rassezuchtverbänden zugelassene Gutachter möglich, an die der Tierarzt die Röntgenbilder einschickt.
Trotz Bekämpfung der HD seit rund 30 Jahren sind somit immer noch rund 40% der mittelgroßen und großen Rassehunde dysplastisch, ihr Anteil ist aber bei den verschiedenen Rassen sehr unterschiedlich. Bei gewissen Rassen erreicht der Anteil an mittelgradiger und hochgradiger HD mehr als 20%. In einer Schweizer Studie an ca 3000Hunden der Schweiz wies der Siberian Husky die besten Hüftgelenke auf, gefolgt von den Bearded und Rough Collies und den Belgischen Schaeferhunden. Dysplasie- frei waren rund zwei Drittel aller Hovawarte, Flat Coated Retriever, Leonberger und Rottweiler, über die Hälfte der Labrador Retriever und Berner Sennenhunde, die Hälfte der Golden Retriever, Neufundländer und der Deutschen Schaeferhunde, aber weniger als die Hälfte der untersuchten Boxer. Bei Bernhardinern, sowie English und Gordon Settern lag die HD-Rate bei erschreckend hohen 60-70%
Die Folgen hat HD
Bei Bewegung werden die Hüftgelenke regelmäßig zyklisch belastet. Ein stabiles Gelenk erträgt diese lebenslange Belastung problemlos, es bleibt gesund. Die regelmäßige Belastung ist sogar notwendig für die Ernaehrung des Gelenkknorpels. Bei einem instabilen oder fehlgebildeten Hüftgelenk jedoch führt die wiederkehrende Fehlbelastung zu Zerrungen der Gelenkskapsel, der Bänder und zur Schädigung, des Gelenkknorpels und der gelenksbeteiligten Knochen. Es entwickeln sich knöcherne Zubildungen und Verformungen am Gelenk, welche auf dem Röntgenbild als bleibende Arthrose sichtbar sind. Die Folgen sind Schmerzen im Hüftgelenk. Die Hunde versuchen die Hintergliedmasse zu entlasten. Diese beiden Mechanismen führen zu Muskelschwund, was die Arthrose weiter fördert, weil dadurch die stützende Funktion der Muskulatur am Hüftgelenk wegfällt. Hunde mit mittel- bis hochgradiger HD sind deshalb meist weniger aktiv. Sie legen sich häufig hin, zeigen Mühe beim Aufstehen und lahmen in der Hinterhand, insbesondere nach längerem Liegen. Im Frühstadium der Krankheit kann die Lahmheit nach den ersten Schritten noch verschwinden. Später zeigen dysplasiegeplagte Hunde bei körperlichen Aktivitäten immer deutlicher Lahmheitsanzeichen. Nicht selten verändert sich unter chronischen Schmerzen auch der Charakter des Hundes. Aus dem fröhlichen Lebensgefährten kann ein missmutiger, mitunter sogar bissiger Zeitgenosse werden.
Therapie von HD
Wichtig für die Wahl der richtigen Therapie ist der Zeitpunkt, zu dem die Krankheit diagnostiziert wurde. Bei jungen Hunden (6-16 Monate alt) mit nicht so schweren Fehlbildungen reicht oft eine Bewegungstherapie, verbunden mit einer Fütterungsumstellung, um schwerere Schäden zu vermeiden oder zu vermindern.
Es ist nachgewiesen, dass eine zu schnelle Gewichtszunahme in den ersten 10 Lebensmonaten die HD-Häufigkeit fördert. Zu große Mengen von Energie, Protein und Mineralstoffen, insbesondere von Kalzium im Futter begünstigen die Ausbildung der HD nachweislich. Wird in diesem Lebensabschnitt der HD-gefährdete Hund noch übermäßig beansprucht, kann sich die HD noch verschlimmern.
Bei älteren Hunden, an deren Hüften sich schon Arthrosen gebildet haben, ist eine die Schmerz- und Entzündungshemmende Therapie das Wichtigste.
Bis vor einigen Jahren hat man einigen Hunden mit schwerer HD einen kleinen Muskel im Innenschenkel durchgeschnitten, um eine Schmerzstillung zu erreichen. Diese zwar billige, aber in fast allen Fällen nutzlose Operation bringt, wenn überhaupt, nur Erfolg für einige Wochen bis Monate und wird daher von verantwortungsbewussten Tierärzten strikt abgelehnt.
Ist die Arthrose der Hüften so schlimm, dass auch starke Schmerzmittel keine Wirkung mehr haben, braucht der Hundepatient eine neue, künstliche, Hüfte, die Hüftgeleks – Endoprothese. Sie besteht aus einer Pfanne aus Kunststoff, die in das Becken eingesetzt wird, und einem neuen Oberschenkelkopf nebst Hals aus Metall. Der alte, unbrauchbare Kopf wird abgesägt, der Oberschenkel aufgebohrt und der Metallschaft eingesetzt. Nach der Operation könnte der Hund zwar sofort wieder ohne Schmerzen laufen, die neue Hüfte muss aber erst in den Knochen einheilen. Deshalb ist ein Klinikaufenthalt mit strikter Käfigruhe von mindestens einer Woche unumgänglich. Eine Hüftimplantation ist mittlerweile Standard in vielen Tierkliniken und wird auch in allen Hochschulen mit sehr gutem Erfolg durchgeführt.
Was ist ED ?
Die Ellenbogendysplasie
Die Bezeichnung Ellbogengelenksdysplasie fasst vier verschiedene Erkrankungen, die aufgrund von Entwicklungsstörungen zu Veränderungen und Missbildungen des Ellbogengelenkes führen, unter einem Begriff zusammen:
– Isolierter Processus anconeus (IPA)
– Osteochondrosis dissecans (OCD)
– Fragmentierter Processus coronoideus (FPC)
– Ellbogeninkongruenz
Besonders betroffen sind große und sehr große Rassen (Labrador, Rottweiler, Golden Retriever, Deutscher Schäferhund, Chow Chow), wobei die Symptome meist im Alter von 4 bis 10 Monaten beginnen.
Neben genetischen Komponenten spielen energiereiches Futter, starkes Wachstum und rasche Gewichtszunahme bei der Entwicklung der Erkrankung eine wichtige Rolle. Daher sollte auf eine gute Zucht (keine Zucht mit betroffenen Tieren und Tieren, die erkrankte Welpen geboren haben), sowie adäquate Ernährung und Gewichtskontrolle geachtet werden.
Bei der klinischen Untersuchung lassen sich je nach Erkrankung folgende Befunde erheben:
Die erkrankten Hunde zeigen häufig eine Auswärtsstellung der Vorderpfoten, die Ellbogengelenke werden eng am Körper gehalten. Tritt eine Lahmheit auf, ist diese anfangs intermittierend, stärker nach Ruhe und/oder Belastung und verstärkt sich im weiteren Krankheitsverlauf oft bis zur hochgradigen Lahmheit. Bei längerer Krankheitsdauer kann sich eine Muskelatrophie der Oberarmmuskulatur entwickeln. Die Gelenke sind vermehrt gefüllt und schmerzhaft bei Manipulation (passiver Bewegung und Druck). Bestehen schon erhebliche Arthrosen, können Reibegeräusche hörbar sein und Bewegungseinschränkungen des Gelenkes vorhanden sein.
Anatomie
Das Ellbogengelenk, ein sogenanntes Scharniergelenk, besteht aus drei verschiedenen Knochenanteilen. Die proximale Gelenkfläche wird von der Gelenkwalze des Oberarms gebildet. Diese wird vom oberen Anteil der Elle umfasst, die eine halbmondförmige Aussparung aufweist, wobei sie im oberen Teil den Processus anconeus als zapfenförmigen Fortsatz aufweist und nach unten in einem außen gelegenen kleineren Processus coronoideus lateralis und innen in einem größeren Processus coronoideus medialis (innerer und äußerer Kronfortsatz) ausläuft. Diese beiden unteren Fortsätze umgreifen wiederum den Radiuskopf, dessen Gelenkfläche ca. 80% des Körpergewichtes trägt (die beiden Processus coronoidei zusammen übernehmen ca. 20 %).
Isolierter Processus anconeus (IPA)
Bestimmte Knochenabschnitte, wie der Proc. anconaus (der stärkste Knochenvorsprung des Ellenbogengelenks), sind mit der Geburt nicht knöchern mit dem Ulnaschaft verbunden, sondern entwickeln erst nach einigen Monaten Wachstum eine knöcherne Verbindung. Unterbleibt diese nach 5 Monaten spricht man vom isolierten Processus anconeus. Ein chirurgischer Eingriff ist zur Entfernung des Proc. anconeus, bzw. Korrektur nötig.
Osteochondrosis Dissecans (OCD)
Die Osteochondrosis dissecans im Bereich des innen gelegenen Abschnittes der Gelenkwalze des Oberarms stellt eine Störung der enchondralen Ossifikation dar. Das Wachstum der Röhrenknochen erfolgt, sowohl im Bereich der Gelenkflächen als auch an den Wachstumsfugen, zunächst in Form von Knorpelzellen, die dann später verkalken und in Knochenzellen umgewandelt werden. Die Knorpelzellen im Bereich der Gelenkflächen werden durch Diffusion der Nährstoffe aus der Gelenkflüssigkeit ernährt. Wird die Knorpelschicht infolge einer zu hohen Wachstumsgeschwindigkeit (zu langsame Verknöcherung) zu dick, führt dies zum Absterben von Knorpelzellen an der Grenze zum Knochen. Zusätzliche mechanische Beanspruchung stellt einen weiteren Faktor dar, so dass Risse und Fissuren im Gelenkknorpel entstehen und sich teilweise ganze Schuppen ablösen. Als Folge gelangt Gelenkflüssigkeit in Kontakt mit dem unter dem Knorpel gelegenen Knochen und den abgestorbenen Knorpelzellen. Eine Entzündungsreaktion wird hervorgerufen, die eine vermehrte Gelenkfüllung, Dehnung der Kapsel, Schmerz und damit Lahmheit bewirkt. Abgelöste Knorpelschuppen verbleiben in der Regel an ihrem Platz, können aber auch als freie Gelenkkörper im Gelenk gefunden werden.
Fragmentierter Processus coronoideus (FPC)
Der Processus coronoideus medialis verknöchert bei Hunden großwüchsiger Rassen erst im Alter von vier bis fünf Monaten. Bis zu diesem Zeitpunkt ist er sehr empfindlich gegenüber jeglicher Überbelastung. Kommt es zu einer Stufenbildung im Ellbogengelenke durch unterschiedliches Längenwachstum von Elle (Ulna) und Speiche (Radius), kann es, bei einer längeren Elle, zur Überbelastung des Processus coronoideus medialis kommen, so dass dieser partiell von der Elle abbricht. Auch wenn die Aussparung in der Elle, die den Oberarm umfasst, zu „eng“ ist, kommt es durch eine Gewichtsverlagerung der Gelenkwalze nach vorn zur Stressfraktur des Fortsatzes. Im Falle einer Fraktur (Bruch) dringt Gelenkflüssigkeit in den Bruchspalt ein, wodurch wieder ein Entzündungsprozess in Gang gesetzt wird. Zusätzlich zur klinisch sichtbaren Lahmheit führen beide Erkrankungen zur Entstehung sekundärer Arthrosen, welche die Nutzbarkeit des Hundes in seinem weiteren Leben erheblich beeinträchtigen können. FCP und OCD treten bei vielen Hunden an beiden Vordergliedmaßen auf. Somit bedarf es oft eines zusätzlichen Traumas (mechanischer Einwirkung) an einem der beiden Vordergliedmaßen, bis der Hundehalter an dem stärker schmerzhaften Bein eine Lahmheit erkennen kann. Zu diesem Zeitpunkt haben die Hunde oft schon ein Alter von 10 bis 14 Monaten erreicht, und die Arthrosen sind entsprechend weit fortgeschritten. Untersuchungen in Schweden, Norwegen und England haben ergeben, dass bei beiden Erkrankungen eine genetische Disposition vorliegt. Durch eine Anpaarung von Hunden ohne FCP und/oder OCD bzw. ohne Arthrose konnte die Häufigkeit der Erkrankung deutlich herabgesetzt werden (ähnlich wie bei der Hüftgelenksdysplasie).
Ellbogeninkongruenz
Durch Fehlentwicklung und Wachstumsstörungen kommt es zu einer Asynchronität im Wachstum von Radius und Ulna und somit zu einer Inkongruenz des Gelenkes mit stärkerer Arthrosenbildung. Durch Fehlbelastung kann daraus ein Fragmentierter Processus coronoideus (FPC) resultieren. Neben Bewegungseinschränkung ist eine Längenkorrektur und Angleichung beider Knochen durch einen chirurgischen Eingriff wichtig.
Diagnostik
Eine wichtige Rolle bei der Diagnostik und Differenzierung der verschiedenen Ellbogengelenkerkrankungen kommt der radiologischen Untersuchung zu. Dazu ist eine hohe Aufnahmequalität von großer Wichtigkeit, da besonders im Anfangsstadium der Erkrankung die Röntgenveränderungen sehr diskret sein können und eine genaue Betrachtung der Aufnahmen erforderlich ist. Es sollten immer, auch bei einseitiger Lahmheit, beide Ellbogengelenke geröntgt werden. Zur exakten radiologischen Darstellung des Ellbogengelenkes existiert eine große Anzahl von unterschiedlichen Röntgenprojektionen, bei denen jeweils unterschiedliche Gelenkabschnitte besonders hervorgehoben werden. Eine weitere Möglichkeit bietet die Anfertigung von Schichtaufnahmen. Während man die Osteochondrosis dissecans in der Regel direkt durch Röntgenaufnahmen nachweisen kann, ist dies bei Brüchen im Bereich des Kronfortsatzes nur selten möglich. Zum radiologischen Nachweis eines FCP ist man meistens auf die Interpretation sekundärer Veränderungen angewiesen. Das Ziel ist es, die Erkrankung vor dem Auftreten massiver Arthrosen zu diagnostizieren.
Prophylaxe
Für IPA, FCP und OCD sind genetische Dispositionen (ähnlich wie bei der Hüftgelenksdysplasie) nachgewiesen. Die Manifestation der Erkrankung oder ihr Schweregrad können durch eine Verbesserung der Haltungsbedingungen beeinflusst werden. Dazu gehören vor allem Fütterung und Bewegung. Wenn die Hunde älter als drei Monate sind, dürfen sie nicht „überfüttert“ werden (zu hoher Gesamtenergiegehalt; Rohprotein sollte 22 bis 25% betragen), und das Zufüttern von Mineralstoff- und/oder Vitaminpräparaten sollte, außer bei nachgewiesenen Mangelzuständen, unterbleiben. Die „kontrollierte“ Fütterung wird die Endgröße der Tiere nicht beeinflussen sondern zu einer langsameren, gleichmäßigeren Wachstumsgeschwindigkeit führen und damit das Risiko für die Manifestation von „Wachstumserkrankungen“, die im Alter von drei bis sieben Monaten auftreten, herabsetzen. Für die frühzeitige Diagnose ist es wichtig, lahmende junge Hunde prädisponierter Rassen einer genauen Untersuchung zu unterziehen (klinisch und radiologisch). Sind bei Hunden im Alter von vier bis fünf Monaten noch keine Röntgenveränderungen im Ellbogengelenk zu finden, müssen vier bis sechs Wochen später unbedingt Kontrolluntersuchungen durchgeführt werden!!! Da nachgewiesen ist, dass FCP/OCD erbliche Erkrankungen sind, besteht das Ziel darin, ihr Auftreten durch Selektion in der Zucht zu verhindern. 1989 wurde die IEWG (International Elbow Working Group) gegründet, der spezialisierte Tierärzte verschiedener Länder, aber auch andere Mitglieder angehören. Ihr Ziel ist es, die erblichen Ellbogengelenkerkrankungen nach einem international einheitlichen Screening zu erfassen, ihre Häufigkeit zu ermitteln und die erhobenen Daten statistisch auszuwerten. Da zur Diagnose von OCD/FCP viele verschiedene Röntgenprojektionen gefordert werden, ein Verfahren, das sich für Reihenuntersuchungen, ähnlich dem HD-Röntgen nicht eignet (z. B. aus finanziellen Gründen), wurde als Standardaufnahme pro Ellbogen je eine mediolateral-gebeugte Projektion im Winkel von ca. 45° gefordert. Manche Gutachter verlangen zusätzlich eine craniocaudale Aufnahme. Mit diesen Aufnahmen, die im Alter von mindestens einem Jahr angefertigt werden sollen, werden die sekundär entstehenden arthrotischen Veränderungen in unterschiedliche Schweregrade eingeteilt. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sollten allen Interessierten (z. B. Tierärzte, Züchter, Genetiker) zur Verfügung stehen, so dass Informationen über den Status der Ellbogengelenke einer Hündin/eines Rüden vor der Belegung verfügbar sind. In skandinavischen Ländern, wo solche Zuchtprogramme schon seit vielen Jahren durchgeführt werden, werden Hunde mit Arthrosen am Ellbogengelenk nicht automatisch von der Zucht ausgeschlossen, aber die Züchter nutzen die Möglichkeit, mit den zur Verfügung stehenden Daten, nicht betroffene Hunde in der Zucht zu bevorzugen. Bereits dadurch konnte die Inzidenz von FCP und OCD deutlich herabgesetzt werden.
Therapie
Währen OCD-Defekte ohne Schuppenbildung oder freie Gelenkmäuse bei strikter Ruhe und Futterumstellung ausheilen können, besteht bei größeren Läsionen oder dem Vorliegen von Knorpelschuppen nur die Möglichkeit der operativen Entfernung der Dissekate und des Auskratzen des Dissekatbettes. Auch beim FCP sollte die operative Therapie mit Exstirpation des abgebrochenen Knorpel-Knochenstückes möglichst frühzeitig vorgenommen werden.
Quelle: Dr.J.-F.Salomon / Frau Dr. Sigrid Schleich
Was ist MDR 1?
Der MDR 1- Defekt .. was ist das??
Der MDR1-Defekt ist ein Defekt im MDR1-Gen, der bei einigen Hunderassen verbreitet ist. Dadurch kommt es zu einer mangelhaften oder fehlenden Synthese eines bestimmten Proteins (P-Glycoprotein, P-gp), welches ein wichtiger Bestandteil der Blut-Hirn-Schranke ist, was zu einer Überempfindlichkeit gegenüber manchen Arzneimitteln führt. Urheber dieses Defektes ist wahrscheinlich ein einziger Hund, der etwa Mitte des 19. Jahrhunderts gelebt hat und maßgeblich an der Entstehung und Festigung der Rasse Collie beteiligt war. Daher lässt sich dieser Defekt bei Hunderassen finden, die nachweisbar mit dem Collie verwandt sind. Bei anderen vom Defekt betroffenen Rassen dient diese Mutation dann als Nachweis der Verwandtschaft. Ein funktionierendes MDR1-System ist vor allem bei Säugetieren (und Menschen) bekannt und hier evolutionsgeschichtlich sehr alt. Tiere, die dieses System nicht besitzen, können ähnliche Empfindlichkeiten für Medikamente zeigen.
Der Defekt im MDR1-Gen führt zu einer mangelhaften oder fehlenden Synthese des P-Glycoproteins. Dieses Eiweiß spielt eine Rolle bei ATP-abhängigen Transportvorgängen zwischen Blut und Gewebe und ist im Gehirn, in Leber, Nieren, Darm, Plazenta und Hoden zu finden. Neben seiner Funktion beim Transport körperfremder Stoffe, limitiert es den Transport der Hormone der Nebennierenrinde (Kortisol,Corticosteron) in das Gehirn und hat damit Einfluss auf die Hypothalamus–Hypophyse-Nebennierenrinden-Achse. Bei einem MDR1-Defekt kommt es daher zu einem erhöhten Übergang der Nebennierenrindenhormone in die übergeordneten Zentren und aufgrund des negativen feedbacks zu erniedrigten Kortisolwerten im Blut.[1] Als eine weitere Folge des Defektes wird auch eine höhere Anfälligkeit für chronisch entzündliche Darmerkrankungen vermutet.
Bei nicht vom Defekt betroffenen Tieren dient dieses Protein u. a. dazu, körperfremde Stoffe wie Arzneimittel aus dem Körper herauszutransportieren. Es besteht also eine Art Resistenz gegenüber unerwünschten Nebenwirkungen – die sogenannte Multiple Drug Resistance.
Bekannt sind bisher die Auswirkungen auf die Blut-Hirn-Schranke. Bei dieser Grenze zwischen den Hirnblutgefässen und dem Hirnnervengewebe stellt ein sogenannter MDR1-Transporter eine Schutzbarriere für das Gehirn dar. Dieser Transporter ist Teil der Blut-Hirn-Schranke und befindet sich normalerweise auf der Oberfläche der Endothelzellen (Zellen, die die Wände der Blutgefäßeauskleiden). Er sorgt dafür, dass toxische Verbindungen und Arzneistoffe in den Gehirnkapillarenzurückgehalten werden und nicht in das Gehirn eindringen können.
Besteht nun bei einem Hund der MDR1-Defekt, fehlt der Transporter und der Schutz funktioniert nicht mehr. Bei betroffenen Tieren können daher nach der Verabreichung von bestimmten Antiparasitika,Zytostatika, Durchfallmitteln oder Antibiotika starke neurotoxische Nebenwirkungen auftreten − bis zum Tod. Bei Mäusen, bei welchen der MDR1-Transporter bewusst ausgeschaltet wurde, traten nicht nur Ivermectin, sondern auch zahlreiche andere Arzneistoffe bis zu 90-fach mehr ins Gehirn als bei Vergleichstieren mit intakter Blut-Hirn-Schranke. Diese Stoffe sind auch eine potentielle Gefahr für einen vom MDR1-Defekt betroffenen Hund.
Mögliche Folge dieses Gendefektes ist die Überempfindlichkeit des Hundes gegenüber bestimmtenArzneistoffen. Da die Gabe einiger dieser Mittel bei betroffenen Hunden allerdings zum Tode führen kann, wird ein Gentest aller Hunde betroffener Rassen empfohlen. Die Universität Gießen bietet einen Test auf den MDR1-Defekt an. Zu diesem Zweck nimmt der Tierarzt dem zu untersuchenden Hund eine kleine Menge Blut ab (1ml EDTA-Blut) und sendet diese Probe an die Universität. Mit Hilfe eines genetischen Tests wird die Blutprobe dann auf ein Vorliegen der MDR1-Mutation untersucht, dass Ergebnis wird dem Hundehalter mitgeteilt.
Ist der Hund vom Defekt betroffen, hat der Hundehalter einige Dinge zu beachten. So dürfen beispielsweise bestimmte Wurmkuren und Flohschutzmittel nicht mehr verabreicht werden. Auch bei Durchfall oder Herzerkrankungen eingesetzte Medikamente können weitreichende unerwünschte Nebenwirkungen haben. Bekannt ist eine Überempfindlichkeit z. B. für die Wirkstoffe Ivermectin,Doramectin, Moxidectin (nur bei oraler Anwendung) und Loperamid, Milbemycinoxim darf nur unter exakter Dosierung eingesetzt werden. Viele weitere Wirkstoffe stehen aber in dem Verdacht, unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen zu können. Generell sollte daher der behandelnde Tierarzt über den Defekt informiert werden. Der Hund selber gilt als Risikopatient. Bei Spaziergängen ist dann darauf zu achten, dass der Hund keinen Kot von beispielsweise Pferden zu sich nimmt, da dieser einen der gefährlichen Wirkstoffe in unveränderter Form enthalten kann.
Bisher sind Überempfindlichkeiten vor allen bei Hunden mit homozygoter Vererbung des MDR1-Defektes (MDR1 -/-) bekannt. Inzwischen wurden aber auch Reaktionen bei Trägern (MDR1 +/-) beobachtet. In einer us-amerikanischen Studie (siehe unter Links) werden die Träger deshalb als „sensitive“ bezeichnet, die vom Defekt betroffenen Hunde (MDR1 -/-) als „super sensitive“. Ebenfalls in den USA wurden die vom Defekt betroffenen Hunde inzwischen von der Forschung als Versuchstiere entdeckt.
Auswirkungen auf die Zucht
Aufgrund der Probleme in der Arzneitherapie von Hunden mit dem Genotyp MDR1(-/-) wird z. B. von der Universität in Gießen empfohlen, den Gendefekt in der Zucht betroffener Hunderassen zu berücksichtigen und so zu verpaaren, dass keine vom Defekt betroffenen Welpen fallen. Der MDR1-Genotyp eines Hundes ergibt sich aus der Kombination eines von väterlicher (+ oder -) und eines von mütterlicher Seite (+ oder -) vererbten Merkmals. „+“ steht dabei für ein intaktes MDR1-Gen und „-“ für ein defektes MDR1-Gen bezogen auf das Merkmal MDR1 nt230(del4). Für den MDR1-Genotyp eines Hundes gibt es drei verschiedene Möglichkeiten: Nicht betroffen – MDR1(+/+), Merkmalsträger – MDR1(+/-) und Betroffen – MDR1(-/-).
Ist der MDR1-Genotyp zweier Zuchttiere bekannt, kann bereits eine theoretische Voraussage über die MDR1-Genotypen der Nachkommengeneration getroffen werden. Betroffene Tiere mit dem Genotyp MDR1(-/-) können aus einer Kreuzung der Genotypen MDR1(+/-) x MDR1(+/-), MDR1(+/-) x MDR1(-/-) oder MDR1(-/-) x MDR1(-/-) entstehen. Bei Kreuzung der Genotypen MDR1(+/+) x MDR1(-/-), MDR1(+/+) x MDR1(+/-), und MDR1(+/+) x MDR1(+/+) entstehen dagegen keine betroffenen MDR1(-/-) Tiere, aber außer bei MDR1(+/+) x MDR1(+/+) unter Umständen wieder Merkmalsträger.
MDR-Genotyp der Hündin | |||
---|---|---|---|
MDR-Genotyp des Rüden | MDR1(+/+) | MDR1(+/-) | MDR1(-/-) |
MDR1(+/+) | 100% MDR1(+/+) | 50% MDR1(+/+) 50% MDR1(+/-) |
100% MDR1(+/-) |
MDR1(+/-) | 50% MDR1(+/+) 50% MDR1(+/-) |
25% MDR1(+/+) 50% MDR1(+/-) 25% MDR1(-/-) |
50% MDR1(+/-) 50% MDR1(-/-) |
MDR1(-/-) | 100% MDR1(+/-) | 50% MDR1(+/-) 50% MDR1(-/-) |
100% MDR1(-/-) |
Betroffene Rassen..
sind u.a. Collies, Border Collies, Shelties, Australian Shepherd, Bobtail. Bekannt ist es außerdem noch bei folgenden Rassen : English Shepherd, Longhaired Whippet, McNab, Silken Windhound sowie einigen seltenen Rassen. Seit Anfang 2008 werden außerdem weitere Rassen wie Barsoi, Belgischer Schäferhund oder Kelpie auf den Defekt untersucht.
Auf der Seite http://www.mdr1-defekt.de/ gibt es noch viele weitere interessante Beiträge darüber.
Quelle: Wikipedia.de